[Teil 1: "Der unsichtbare Mann"]
Sie sagen, er sei der Sohn Gottes. Andere halten Jesus Christus für einen weisen Rabbi, um dessen Leben sich später Legenden gebildet haben.
Doch wie war das damals wirklich? War Jesus Gott oder Mensch?
Spielen wir doch mal beide Varianten einzeln durch und überprüfen, wie plausibel diese beiden Theorien sind.
SAY WHAT?
Jesus soll gekommen sein, um eine göttliche Botschaft zu verbreiten, so die Legende. Doch er verhielt sich dabei nicht so geschickt, wie man es von einem allwissenden Gott erwarten könnte. Denn er hätte nur irgend etwas sagen müssen, was damals kein Mensch wissen konnte. Damit hätte er - zumindest für spätere Generationen - einen überzeugenden Beweis seiner Göttlichkeit hinterlassen.
Doch seine angeblichen Äußerungen enthalten nichts, was ein normaler Mensch vor 2000 Jahren nicht hätte erzählen können. Gott beharrt beispielsweise auch in seiner neuen Offenbarung auf seinem Standpunkt, die Erde sei eine Scheibe (z.B. Lukas 4:5, Offenbarung 7:1, Hebräer 1:10).
Die Erde ist nicht flach und nicht das Zentrum des Universums, sie ist mehrere Milliarden Jahre alt und dreht sich um die Sonne, die einer von Billiarden Sternen ist. Wenn Jesus etwas derartiges gesagt hätte - Was hätten diese verdammten spöttischen Heiden für Augen gemacht, wenn eine Aussage der Bibel später wissenschaftlich hätte nachgewiesen werden können!
Aber nö, er verbreitet lieber, dass Leute, die krank, blind oder behindert sind, von "Dämonen" und "Teufeln" besessen sind und dass man gesund wird, wenn man nur kräftig genug betet. Damit brachte er die damalige Medizin um 0 Jahre voran!
Nehmen wir an, Jesus war Gott und gekommen, um die Botschaft seiner Liebe auf der Erde zu verbreiten.
Findet ihr, dass er dabei erfolgreich war? Hätte er sich als allmächtiger Gott nicht allen Menschen der Welt offenbaren können? Oder der wenigstens der Mehrheit der Menschen?
Heutzutage sind mindestens zwei Drittel der Welt nicht christlich. Und während das Christentum in unseren Breiten zumindest in der Vergangenheit allgegenwärtig war, gibt es viele Regionen der Erde, in denen das niemals so war.
Nehmen wir an, Gott hat sich geändert und ist jetzt ein liebender Gott und nicht, wie zuvor im alten Testament, ein Rassist, der eine bestimmte Volksgruppe für heilig und den anderen überlegen erklärt. Warum erscheint er dann nur in einem winzigen Teil der Welt, in dem er eh schon immer wirkte? Er will doch jetzt statt nur "Gott der Israeliten" "Gott aller" werden.
Gott hielt es wohl für besser, nur ganz bestimmten Leuten den Weg zu zeigen und sich mit Wundern zu offenbaren, für die es keine Zeugen mehr gibt. Und wir, die 99,99..% der Menschheit in der Geschichte müssen das so glauben, ohne Wunder?
Es sieht nicht so aus, als ob es das göttliche Ziel war, sich ALLEN Menschen zu offenbaren. Da gäb's bessere Methoden. Er ist ja Gott. Mit Allmacht ausgestattet sollte er einen halbwegs anständigen Job hinkriegen. Aber vielleicht will er sich ja nicht nur offenbaren, sondern den Menschen etwas Gutes tun, da er sie so liebt.
GOTT SEI DANK
"16 Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt in die Welt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn selig werde."
(Johannes 3:16-17)
Hätte der Sohn eines liebenden Gottes das Leben der Menschheit nicht etwas deutlicher verbessern können?
Wenn unser Erschaffer uns zum Beispiel erklärt hätte, dass viele Krankheiten durch mangelnde Hygiene verursacht werden (anstatt durch "Teufel", wie Jesus meint) - Wie viele Millionen von Menschenleben hätten in den letzten 2000 Jahren gerettet werden können?
Jesus sagt jedoch genau das Gegenteil. Er hat's nicht so mit dem Hände waschen, wie wir in einer Episode aus dem Matthäus-Evangelium (Kapitel 15) erfahren.
Darin kommen die Pharisäer zu Jesus und beschweren sich, dass er und seine Jünger sich nicht die Hände vor dem Essen waschen. Jesus wird stinkwütend und nennt die Pharisäer Heuchler.
Sein Argument: Er wäscht sich vielleicht nicht die Hände, die Pharisäer steinigen aber keine Menschen, die ihre Eltern beleidigt haben - was ja viel schlimmer ist...
Er kommt zu dem Schluss:
"20 Aber mit ungewaschenen Händen essen verunreinigt den Menschen nicht." (Matthäus 15:20)
Doch, Jesus, du Genie!
WARUM SCHICKST DU MICH IN DIE HÖLLE (HÖLLE, HÖLLE)?
"Gott ist Liebe"
(1. Johannes 4:8)
Gott ist Liebe und tötet daher sein Kind für uns. Damit
Im alten Testament wird nirgends eine Hölle oder etwas Ähnliches erwähnt. Satan ist dort nicht Herrscher einer ewigen Welt voller Qualen, sondern hält sich (- wie wir im Buch Hiob erfahren - ) wahlweise auf der Erde oder im Himmel auf, inmitten der Kinder Gottes und des alten HERRN.
Erst mit Christus kommt die Idee einer ewigen Bestrafung nach dem Tode und Satan zieht als Hausherr in die Hölle.
Im alten Testament wird wieder und wieder über Sünder berichtet, die Gott für ihre Sünden unmittelbar bestraft (und meistens tötet).
Da Menschen aber auch damals wohl nicht ganz doof waren, haben sie dann irgendwann bemerkt, dass das nicht stimmt. Die Religion brauchte etwas Neues, Größeres, um den Leuten Angst zu machen.
Gott killt dich nicht sofort, wenn du sündigst: Das weiß jeder aus eigener Erfahrung.
Aber wenn die Strafe erst nach dem Tod kommt, wo sie blöderweise kein anderer sehen kann...
Man muss nicht einmal ein Mörder oder Kinderschänder sein. Laut Jesus kommt man in die Hölle, wenn man seinen Bruder einen "Narren" nennt (Matthäus 5:22) oder den heiligen Geist beleidigt. In letzterem Falle ist eine Vergebung dieser Sünde übrigens von vorne herein ausgeschlossen (Markus 3:29, Matthäus 12:32). Kann das Liebe sein?!..
KEIN WUNDER
Doch nehmen wir jetzt mal an, Jesus Christus wäre ein normaler Mann gewesen, kein Gott oder Ähnliches. Ein weiser Rabbi, der umherzog, Predigten hielt, taufte, Parabeln erzählte, und um den sich später Legenden entwickelten. Die meisten nicht-gläubigen Menschen können sich wohl mit dieser Sicht anfreunden. Aber wenn man alle Wunder aus Jesus biblischer Biografie nimmt, hat man dann schon den historischen Jesus gefunden?
So leicht ist es leider nicht. Zum einen fallen ziemlich viele wichtige Ereignisse weg, die das Bild der Figur Jesus Christus maßgeblich prägen.
Zum Beispiel:
- Die Ankündigung seiner Geburt durch einen Engel
- Die Geburt durch die Jungfrau Maria
- Der Stern über Bethlehem
- Die Niederkunft des "heiligen Geistes" in Form einer Taube bei Jesu Taufe
- Satan versucht Jesus in der Wüste
- Engel "dienen" Jesus in der Wüste
- Apostel, die mir-nichts-dir-nichts alles stehen und liegen lassen, um Jesus zu folgen, den sie gerade eben kennengelernt haben
- Jesus spuckt einem Blinden auf die Augen, worauf dieser wieder sehen kann
- Das Austreiben von "Teufeln"
- Die Speisung der 5000
- Die Speisung der 4000
- Jesus verflucht einen Feigenbaum, weil dieser keine Früchte trägt (ernsthaft - mehr dazu hier)
- Die Transfiguration (Jesus nimmt zwei Apostel mit auf einen Berg, fängt an wie verrückt zu leuchten und zu schweben, Moses und Elijah erscheinen und noch mehr Schwachsinn dieser Art)
- Jesus zaubert zwei Teufel auf dessen Wunsch in eine Herde Schweine, die daraufhin von einer Klippe stürzen und alle sterben.
- Die Wiederauferweckung von Toten
- Jesus lässt einen Sturm verschwinden
- Dutzende Wunderheilungen
- Jesus läuft über Wasser
- Der Apostel Petrus wird von Jesus beauftragt, einen Fisch zu fangen, in dessen Mund sich eine Münze für ihre Tempel-Steuer befinden soll. Prompt passiert genau das.
- Die Verwandlung von Wasser in Wein
- Jesus Voraussage, dass Judas ihn verrät und Petrus ihn verleumdet
und
- Die Wiederauferstehung
TAUFTOUR
Was bleibt? Einige wenige Handlungen, Orte und Namen, die etwas über den historischen Christus sagen.
Seine Mutter soll Maria geheißen haben, er soll in Nazareth gewohnt haben, als Zimmermann gearbeitet haben und von Johannes dem Täufer getauft worden sein. Aber sind das verlässliche biografische Daten?
Fangen wir mal bei Johannes dem Täufer an. Über den gibt es historische Aufzeichnungen, zum Beispiel beim jüdischen Geschichtsschreiber Josephus, der über Johannes als jüdischen Rebellen berichtet, Jesus aber in diesem Bericht mit keiner Silbe erwähnt.
Dabei soll doch laut den Evangelien Johannes die Göttlichkeit Christi anerkannt haben und ihn angebetet haben. Falls das wahr wäre, hätte das bedeutet, Johannes Anhänger wären wahrscheinlich spontan Christen geworden, wenn doch ihr Sektenführer einen Mann als Gottes Sohn anerkennt.
"29 Des andern Tages sieht Johannes Jesum zu ihm kommen und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt! [...]
34 Und ich sah es und zeugte, daß dieser ist Gottes Sohn."
(Johannes 1:29;34)
Es existieren aber keine Berichte oder sonstige Beweise für Anhänger eines Jesus Christus aus der ersten Hälfte des ersten Jahrhunderts - während Anhänger von Johannes Taufbewegung belegt sind.
JESUSMARIA!
Was wissen wir über die Familie von Jesus?
Im frühesten Evangelium von Markus erfahren wir so gut wie gar nichts über Josef und Maria. Nichts über eine jungfräuliche Geburt oder die Prophezeiung durch einen Engel.
Die Geschichte beginnt mit Johannes dem Täufer. Die Familie von Jesus taucht zum ersten Mal im dritten Kapitel auf, wo Jesus seine hier noch namenlosen Brüder und seine Mutter verleugnet und in guter Sektenführer-Manier seine Anhänger als wahre Familie bezeichnet.
"31 Und es kam seine Mutter und seine Brüder und standen draußen, schickten zu ihm und ließen ihn rufen.
32 Und das Volk saß um ihn. Und sie sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder draußen fragen nach dir.
33 Und er antwortete ihnen und sprach: Wer ist meine Mutter und meine Brüder?
34 Und er sah rings um sich auf die Jünger, die im Kreise saßen, und sprach: Siehe, das ist meine Mutter und meine Brüder!
35 Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter."
(Markus 3:31-35)
Im gesamten Markus-Evangelium wird Marias Name nur ein einziges Mal genannt, als Jesus "Sohn der Maria" genannt wird. Viel mehr erfahren wir über Maria hier auch nicht.
Erst in den späteren Evangelien von Lukas und Matthäus wird Maria zur Jungfrau. Im Lukas-Evangelium trifft sie auch noch einen Engel in einem Traum - bei Matthäus erscheint der Engel allerdings ihrem Mann Josef.
Im Johannes-Evangelium ist Jesus mit seiner Mutter bei einer Hochzeitsgesellschaft. Sie bittet ihn um einen Gefallen, woraufhin Jesus seine Mutter fragt, was er eigentlich mit ihr zu schaffen habe.
"1 Und am dritten Tag ward eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war da.
2 Jesus aber und seine Jünger wurden auch auf die Hochzeit geladen.
3 Und da es an Wein gebrach, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein.
4 Jesus spricht zu ihr: Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen."
(Johannes 2:1-4)
Sonst erfahren wir nichts über die heilige Maria. Jesus scheint sie nicht besonders gemocht zu haben. Er verleugnet und beleidigt seine Mama und empfiehlt seinen Anhängern das selbe.
"26 So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein."
(Lukas 14:26)
HEILIGE MARIA
Später erlangt Maria dann mehr Prominenz. In Schriften des 2. Jahrhunderts werden mehrere Biografien für sie erfunden. Noch später entsteht die Geschichte von der Himmelfahrt Marias, von der in der Bibel nichts gesagt wird. Obwohl die katholische Kirche diese Texte nicht in den Kanon aufnahm, erklärte sie Mariä Himmelfahrt zum Dogma. Zweifelt man ein Dogma an, kann man aus der Kirche geschmissen werden (wie furchtbar!). Selbst wenn diese Dogmen keinen Bezug zu Texten der Bibel haben. Was die Kirche sagt, ist nämlich immer die Wahrheit, auch wenn es kompletter Schwachsinn ist.
Ein anderes Dogma erklärt Maria zur ewigen Jungfrau. Jesus Brüder und Schwestern, die in den Evangelien erwähnt werden, sind nun plötzlich angeblich nur noch "Cousins". Und wer's nicht glaubt, wird auch nicht selig.
Bei den Katholiken geht die Verehrung der Maria so weit, dass viele sie nicht nur für Jesus Mutter halten, sondern sie als "Mutter Gottes" fast selbst wie eine Göttin anbeten.
Vermutet man eine historische Maria, muss man ebenfalls aus den Berichten über sie alles Übernatürliche entfernen. Im frühesten Evangelium von Markus wird jedoch nichts Ungewöhnliches über sie gesagt, nichts über ihre Jungfräulichkeit oder die Ankündigung von Jesus' Geburt durch einen Engel. Das ist eine Geschichte, die erst später geschrieben wurde.
(Oder früher, aber in anderen Religionen, doch dazu in einem späteren Teil dieser Reihe mehr.)
Es bleibt nur die Tatsache, dass sie mit Josef verheiratet gewesen sein soll und mit ihren Kindern in Nazareth gewohnt haben soll. Stimmt denn wenigstens das?
HE'S A REAL NOWHERE MAN, SITTING IN HIS NOWHERE LAND
Die Stadt Nazareth wird zum ersten Mal in den Evangelien (zw. 70-110 n. Chr.) schriftlich erwähnt.
Zuvor nicht: Nicht im alten Testament oder sonstigen Schriften bis ins Jahr 70, nicht bei Josephus, dem jüdischen Geschichtsschreiber aus dem späten 1. Jahrhundert oder seinen Historiker-Kollegen.
Dabei ist das Gebiet der damaligen Provinz Galiläa recht mickrig und beträgt etwa 10% der Fläche der heutigen Niederlanden. Der Talmud - umfangreiche Aufzeichnungen der Hebräer, die zu Beginn des 1. Jahrtausends geschrieben wurden - nennt in diesem Gebiet über 40 Städte, Josephus sogar 65. Eine davon (die Stadt "Japha") befindet sich nur 1,5 Kilometer entfernt vom heutigen Nazareth.
Auch Paulus, dessen Briefe früher als die Evangelien geschrieben wurden, erwähnt in seinen Schriften keine Stadt Nazareth. Es ist außerdem keine einzige Landkarte aus der Lebzeit Jesu oder davor erhalten, auf der Nazareth verzeichnet ist.
Dabei wird Nazareth in der Bibel nicht als winziges Dorf beschrieben, sondern als eine Stadt mit eigener Synagoge und einem Ruf, der ihr weit vorauseilt...
"45 Philippus findet Nathanael und spricht zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben, Jesum, Joseph's Sohn von Nazareth.
46 Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann von Nazareth Gutes kommen? Philippus spricht zu ihm: Komm und sieh es!"
(Johannes 1:45-46)
Im vierten Jahrhundert reiste Helena, die Mutter von Konstantin, dem ersten christlichen Kaiser von Rom, ins heilige Land, um die Heimatstadt ihres Heilands Jesus Christus zu suchen. Was sie fand, war wenig spektakulär. Ein einziger Brunnen, sonst nichts. Hier soll dreihundert Jahre zuvor eine Stadt gestanden haben, groß genug, dass sie eine Synagoge hatte, in der Jesus laut Bibel gelehrt haben soll?
Da Einheimische aus der Region der Mutter des Kaisers aber versicherten, aus diesem Brunnen habe die heilige Maria Wasser geschöpft, baute Helena eine Kirche an dieser Stelle. Auch in die Nähe einer Höhle, in der die Gottesfamilie gelebt haben soll, erbaute man eine Kirche.
Dank der beiden Kirchen wurde etwas, das zuvor nur ein Brunnen und eine Höhle war, nun zur Pilgerstätte "Nazareth".
Man führte eifrig Ausgrabungen durch, um noch mehr heilige Relikte zu ergattern. Das einzige, was man fand, waren ein paar Gräber. In der hebräischen Kultur der Zeit begrub man allerdings seine Toten weit weg von den Siedlungen, da Tote als unrein galten. Dass macht es noch unwahrscheinlicher, dass sich dort das "Nazareth" der Evangelien befunden hat. Höchstwahrscheinlich wurden dort Menschen aus Städten der Umgebung begraben, zum Beispiel aus dem nahen Japha.
Als sich das Christentum ausbreitete, besuchten mehr und mehr Gläubige die Pilgerstätte und langsam wuchs eine Stadt heran. Heute hat Nazareth etwa 65.000 Einwohner.
Aber dass im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung eine Stadt namens Nazareth existiert hat, ist extrem unwahrscheinlich. Da keine schriftlichen Aufzeichnungen oder archäologischen Beweise dafür sprechen, kann man davon ausgehen, dass das Nazareth der Bibel ebenso real ist wie Entenhausen, Taka-Tuka-Land oder Gotham City.
Auch andere geografischen Angaben zu Jesus' Leben sind zweifelhaft. Im Lukas-Evangelium wird berichtet, dass Jesus in Bethlehem geboren worden sein soll, weil eine Volkszählung unter Quirinius durchgeführt wurde. Tatsächlich gab es einen Zensus unter einem Quirinius im Jahr 6 n. Chr.
Dabei musste aber keineswegs jeder in seinen Heimatort zurückkehren, wie in der Bibel berichtet wird. Die Römer ließen die Leute dort zählen, wo so gerade wohnten und verhinderten damit auch clevererweise einen Zusammenbruch der Infrastruktur und den Ausbruch von Anarchie.
Man kann den Römern viel vorwerfen, aber mangelndes Organisationstalent gehört eher nicht dazu.
Laut Matthäus-Evangelium erfährt König Herodes (73 bis 4 vor Christus), dass ein Auserwählter geboren wird. Da er fürchtet, das heilige Kind könnte eine Gefahr für ihn werden, entschließt er sich, alle Kinder in Bethlehem unter zwei Jahren töten zu lassen. Darum fliehen Maria und Josef mit Jesus nach Ägypten.
In Wirklichkeit dürfte ein solcher brutaler Massenmord wohl kaum stattgefunden haben, ohne dass Überlieferungen davon existieren. Doch dem ist nicht so.
Wäre das Ereignis real, hätte es wohl mehr Spuren in der Geschichte hinterlassen als, nun ja, gar keine. Herodes war dem Namen nach König, aber er regierte unter dem Kommando des römischen Reiches. Unwahrscheinlich, dass Rom einfach so tatenlos dabei zusieht, wie die nächste Generation von Steuerzahlern und Soldaten allein zu Herodes' Vorteil abgeschlachtet wird, wie es bei Matthäus geschildert wird.
Das Event wird nicht einmal in irgend einem der restlichen Evangelien auch nur am Rande angesprochen. Auch der Historiker Josephus, der eine umfangreiche und sehr kritische Biografie über Herodes schrieb, erwähnt nichts derartiges.
HEY, JOE
Auch über Jesus' angeblichen Adoptivvater Josef sind keine historisch belegten Angaben überliefert. Das neue Testament gibt seinen Beruf, den Jesus später auch übernimmt, mit dem griechischen Wort "Tekton" an.
Dieses Wort wurde früher fälschlicherweise mit "Zimmermann" übersetzt. Das trifft die Sache aber nicht genau. Ein Tekton war wohl eher ein einfacher Hilfsarbeiter, der mal dies und mal das gemacht hat. Auch mit Holz haben Tektons gearbeitet, aber nicht nur oder hauptsächlich. Es war ein Beruf, der in der sozialen Hierarchie damals ganz unten stand.
Laut den Stammbäumen bei Matthäus und Lukas stammt Josef vom biblischen König David ab (den es höchstwahrscheinlich auch nicht gab). Obwohl König David zu den verehrtesten Figuren im alten Testament gehört, und dort auch ein Erlöser angekündigt wird, welcher ein Ahne von David sein soll, gibt es in den umfangreichen hebräischen Aufzeichnungen nicht einen einzigen Stammbaum, der Josef beinhaltet - weder als Nachfahre Davids, noch als (Adoptiv)Vater von Jesus Christus.
Auch die zwölf Apostel und die zwölf Jünger sind geschichtlich nicht nachweisbar. Nach den Überlieferungen aus den Evangelien hatte Jesus zwölf Gefolgsleute. Nach Jesus' Tod sollen elf davon zu Aposteln berufen worden sein - Judas war nicht mehr von der Partie.
Weil 12 besser als 11 klingt, holte man sich noch einen neuen Mann an Bord. Die Aufgabe der Apostel sollte sein, die Nachricht von Jesu' Taten und seine Lehren zu verbreiten.
Und wie haben die das gemacht?
Gar nicht. Die traditionelle Bibelforschung ging davon aus, dass zwei der Apostel auch Evangelien geschrieben haben, nämlich Matthäus und Johannes. Da aber heutzutage selbst die allermeisten der christlichen Bibelforscher davon ausgehen, dass diese Evangelien nicht von Aposteln stammen können und das Petrus nicht die Petrus-Briefe geschrieben hat, kann man annehmen, dass die Beweise stark darauf hindeuten.
Von keinem der zwölf angeblichen Männer ist irgendwas aus ihrer Lebenszeit erhalten, weder Schriften von ihnen, noch Berichte über sie, nicht einmal eine klitzekleine Randnotiz.
Gab es überhaupt keinen historischen Jesus, ist es nicht überraschend, dass er es auch keine zwölf Jünger und Apostel gab. Sollte es aber einen historischen Jesus gegeben haben, der eine Bewegung erschuf, die die halbe Welt erobern sollte, brauchte er dafür höchstwahrscheinlich ein paar mehr als nur zwölf Jünger.
GOD OR NOT
Falls ein historischer Jesus Christus existiert haben sollte, wissen wir rein gar nichts über dessen Leben.
Nimmt man alles Übernatürliche, alle Wunder aus den Berichten der Evangelien, bleibt wenig. Und selbst dieses Wenige ist historisch zweifelhaft.
Die wichtigsten Informationen, um einen Menschen dieser Zeit eindeutig zu identifizieren, sind seine Ahnen und sein Geburtsort. Über Jesus' Vorfahren wissen wir nichts. In der Bibel werden zwei unterschiedliche Ahnentafeln überliefert. Da diese für den jüdischen Glauben extrem wichtige Figuren wie Adam, Abraham, Isaak und König David enthalten, stimmen höchstwahrscheinlich beide nicht. Doch selbst wenn einer der beiden Stammbäume der Wahrheit entsprechen würde, wüssten wir noch immer nicht, welcher. Wir können also nichts Gewisses über die Vorfahren Jesu sagen.
Und nicht einmal das Geburtsjahr von Jesus Christus ist überliefert. Die beiden Evangelien, die dazu Angaben machen, nennen zwei verschiedene historische Fixpunkte, die allerdings um mindestens ein Jahrzehnt auseinander liegen: Die Amtszeit von Herodes, der 4 vor Christus gestorben ist, und die Volkszählung unter Quirinius im Jahr 6 nach Christus.
Es kommt noch dicker: Wir haben nicht nur keine (begründete) Ahnung, wann Jesus gelebt haben könnte, wir wissen auch nicht wo. Ja, wo kam der eigentlich her, dieser Jesus aus Nazareth?
Nichts spricht dafür, dass es im ersten Jahrhundert wirklich so eine Stadt gegeben hat. Dagegen spricht, dass es einfach nicht so arg wahrscheinlich ist, dass eine nicht ganz kleine Stadt (immerhin soll sie eine Synagoge gehabt haben) in einem ziemlich kleinen Gebiet einfach verloren geht. Während ihres ganzen Bestehens soll niemand sie auch nur einmal irgendwo kurz erwähnt haben? Und dann sollen sich auch noch alle Überreste der Stadt innerhalb von ein paar Jahrzehnten spontan in Luft aufgelöst haben?
Wenn es einen historischen Jesus gegeben hätte, wüssten wir gar nichts über dessen Leben. Aber vielleicht haben sich die biblischen Legenden gar nicht um die Taten eines historischen Jesus gebildet, sondern um dessen Lehren. Um diesen Aspekt geht es im nächsten Teil unserer "Der Mythos Jesus"-Serie.
Eine dieser Lehren haben wir bereits erwähnt:
"26 So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater, Mutter, Weib, Kinder, Brüder, Schwestern, auch dazu sein eigen Leben, der kann nicht mein Jünger sein."
(Lukas 14:26)
Bis zum nächsten Mal könnt ihr ja schon mal ein wenig üben, eure Familie und euer Leben aus tiefster Seele zu hassen. Gott will es so.
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